Ich bin 44 Jahre alt und habe eine 20jährige Tochter. Als sie mir sagte, dass sie schwanger ist, war ich erst einmal geschockt. Sie bekam ihr erstes Kind mit 18, nun das zweite mit knapp 20 und kennt sich in Kinderpflege und Babys überhaupt nicht aus. Schon im Krankenhaus wusste sie nicht, wie sie ihr Baby zu halten hatte, kam nicht damit klar, es an ihre Brust anzulegen und stillte es gleich ab.

Ich war außer mir, denn die Muttermilch ist für jedes Baby das Beste, was es gibt. So kann der kleine Mensch schon die ersten Abwehrkräfte sammeln und sich auf ein Leben in der großen weiten Welt vorbereiten. Mit der künstlich hergestellten Babynahrung werden die Kinder nicht so immun gegen Krankheiten und all das. Ich versuchte ihr das zu erklären, doch sie hörte nicht auf mich. Schon kurz nach der Geburt erklärte ich ihr, wie man einen Säugling an die Brust legt, doch sie hörte nicht auf mich. Später dann, als sie zu Hause war, schien sie alles zu überfordern. Sie gab das Kind ihrem Mann und lag den ganzen Tag im Bett und las Romane. Manchmal schrie das Kind stundenlang, weil es Hunger hatte oder einfach nur kuscheln wollte, doch sie kümmerte sich wenig um den kleinen Menschen. Ihr Mann arbeitete Vollzeit und war selten zu Hause. Deshalb kam ich immer öfters vorbei.

Als das Baby dann älter wurde, merkte ich, dass sie kaum mit ihm sprach, derweil ist das sehr wichtig, damit das Kind lernt und bald selbst sprechen kann. Außerdem soll man mit dem Kinderwagen regelmäßig an die frische Luft gehen, auch so entwickelt der Spross Abwehrkräfte. Sie hielt sich meistens im Haus auf, Sommer, wie Winter. Der Kleine war sehr quengelig und hielt nachts kaum Ruhe. All das nervte meine Tochter. Als er dann 1 Jahr war, schaffte sie ihn gleich in die Grippe, damit sie ihre Ruhe zu Hause hatte. Auch das fand ich alles andere, als richtig, denn man soll sich selbst mit dem Baby beschäftigen. Die Eltern sind die größten Bezugspersonen, von denen lernt es auf eigenen Beinen zu stehen. Als ich nun hörte, dass sie erneut schwanger ist, schlug ich die Hände über den Kopf zusammen. Und so kam es auch.

Als sie das Kind im Krankenhaus entband, war ich wieder dabei. Diesmal hatte sie eine Tochter und freute sich sichtlich. Ihren Sohn schaute sie nun kaum noch an. Er saß im Babyhochstuhl und wollte mit ihr erzählen, doch sie ignorierte ihn. Sie hatte nur noch Augen für das kleine Mädchen. Erziehungsmethoden gab es für den kleinen Jungen gar nicht und so nahm ich mich ihm an. Er war dankbar, dass er nun eine Person hatte, die sich um ihn bemühte und blühte richtig auf. Als das kleine Mädchen größer wurde, stellte ich fest, dass meine Tochter ihr jeden Wunsch erfüllte.

Auch das fand ich verkehrt, denn Kinder müssen Grenzen kennen. Sie dürfen sich schon mal etwas aussuchen, aber dann ist wieder Schluss und nur durch Leistungen bekommen sie Dinge. Bei größeren Kindern zum Beispiel, wenn sie im Haushalt helfen oder besonders gut auf die Eltern hören, wenn man unterwegs ist.